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So einfach ist die Langzeit-Finanzierung der AHV wirklich

Die AHV hat 2017 erneut insgesamt, also inklusive dem Erlös aus der Anlage der AHV-Gelder, mit schwarzen Zahlen abgeschlossen. Damit sind ihre - teils vorübergehenden - strukturellen Probleme aber nicht vom Tisch. Was nun?

Es geht um die zwar nur noch geringfügig steigende und sich auf hohem Niveau einpendelnde Lebenserwartung von Mann und Frau. Und es geht um die Nachwuchs-Lücke der 13 Jahre zwischen 1975 und 1987 mit dem auf tiefem Niveau stagnierenden Kindersegen (Fertilität), der sich aber inzwischen nicht nur wegen der Migration bereits deutlich verbessert.

 

Unabhäng von dem, was in jüngster Zeit als "Kuhhandel" etikettiert aufgetischt worden ist, nämlich die umstrittene Unternehmenssteuer-Reform mit der AHV-Situation zu verquicken, gilt heute nach wie vor:

 

Es braucht lediglich die politische Einigung auf einen realistischen Mix aus Massnahmen, von denen jede einzelne für sich das Umlageergebnis bis ins Jahr 2060 ausgleichen würde. Darauf verweist eine vom Bundesamt für Sozialversicherungen in Auftrag gegebenen Forschungsarbeit (BAK Basel Economics AG), die vor ein paar Jahren unter dem Titel „Babyboom und AHV 2010-2060“ abgeschlossen worden und auch 2018 noch gültig ist.

Ausgeglichen wäre das AHV-Umlageergebnis nach den Annahmen dieser Studie, wenn

  • der Lohnbeitrag bis 2060 von derzeit 8,4 schrittweise auf 11,3 Prozent erhöht würde oder
  • der Mehrwertsteuersatz von derzeit weniger als 1 Prozent schrittweise auf 3,8 Prozent erhöht würde oder
  • der derzeitige Zuwachs des Rentenindex jedes Jahr um 0.6 bis 0.7 Prozentpunkte reduziert würde (was einem realen Rückgang der Renten von 0,4 bis 0,5 Prozent pro Jahr entspräche, also in 20 Jahren 10 Prozent oder nach heutigen Stand maximal 235 Franken/Monat) oder
  • das Rentenalter für Frauen und Männer von derzeit 64/65 bis 2060, also über 42 Jahre (!), schrittweise auf 69/70 erhöht würde oder
  • die Erhöhung der staatlichen Beteilung an der AHV von heute knapp 20 Prozent oder rund 10 Milliarden Franken, wovon über 2 Milliarden aus der Tabaksteuer – jener Tabaksteuer, die die AHV bis in die 1970er-Jahre im Alleingang finanziert hatte.

Fazit: Wie die letzten Jahre gezeigt haben, ist die AHV alles in allem betrachtet gut unterwegs. Dabei nahm der Anlagegewinn eine wichtige Rolle ein. Ob es auch 2018 gelingt, mit schwarzen Zahlen abzuschliessen, ist allerdings fraglich. Wie ein Blick auf die ersten drei Monate des Jahres zeigt, ist der Ausgleichsfonds compenswiss mit der Anlage der AHV-, IV- und EO-Gelder eher harzig gestartet. Vor allem der Februar hat massive Anlageverluste gebracht. Stand Ende März haben die drei Fonds folgende Betriebsergebnisse ausgewiesen: AHV minus 570 Millionen (inkl. 400 Mio. Anlageverlust), IV  plus 60 Millionen (inkl. 45 Mio. Anlageverlust) und EO plus 20 Millionen (inkl. 11 Mio. Anlageverlust).  In allen drei Monaten ist das Betriebsergebnis der AHV ohne Anlage zwar negativ, aber besser ausgefallen als vor einem Jahr!